Wunderkinder
von Alexander Epp
Eigentlich müsste die Zoo-Szene gewissen Vereinen für deren
Arbeit dankbar sein. Zeugen doch die dortigen Texte für der Vereine Hochachtung
vor dem Zoo. Wie man zwischen den Zeilen herauslesen kann, stimmen die Autoren
ein uneingeschränktes Loblied auf des Zoos Fähigkeiten im Umgang mit seinem
Tier an.
Wie der ultimate Profi und weit besser als jeder normale Hundehalter verstünde
er mit Prägungsphasen zu jonglieren. Wie ein Magier könne er tierische
Wesensentwicklungen verbiegen. Verstehe die Ausdrucksformen seiner Opfertiere
bravourös, wie eine zweite Muttersprache. Könne dessen Körpersprache bis in
Details hinab korrekt interpretieren. Und sei nur deshalb in der Lage,
tierisches Verhalten nach Belieben zu manipulieren. Nicht zuletzt besitze er gar
die Fähigkeit, den Hund dazu zu bewegen, in masochistischer Manier Situationen
anzustreben, die ihn ängstigen, abstoßen, gar körperlichen Schmerz und
Unwohlsein bereiten.
Dass der Zoo nach Aussage gewisser Vereine offenbar sämtliche Spielregeln der
Ethologie bravourös in Theorie und praktischem Einsatz beherrscht, sollte ihm
schmeicheln. Oder macht der Zoo das alles ganz intuitiv? Dann ist er nicht nur
ein Wunderkind. Dann ist er schlichtweg ein Genie!!!
Um ein solches Zeugnis seiner Fachkenntnis, ausgestellt von unabhängigen
Vereinen, würde sich jeder Profi-Trainer reißen!
Da man solche Fähigkeiten der Öffentlichkeit aber nicht vorenthalten darf,
sollten diese Tierschutzvereine einen konsequenten weiteren Schritt in die
eingeschlagene Richtung tun: Es gilt eine Petition zu erstellen, notfalls vor
dem Verfassungsgericht zu klagen, dass künftig jeder Hundeschule mindestens ein
solcher Wundermensch in wenigstens beratender Funktion zwangszugeteilt wird.
Damit sich in der zivilen Hundeausbildung endlich Professionalität breit macht.
Warum sich einzelne Tierschutzvereine beim gewöhnlichen, zoosexuellen Menschen
in dieser schon peinlichen Weise einzuschleimen versuchen, obwohl sie sich doch
andererseits als sein Gegner verstanden wissen wollen, kapiere wer will.
***
(Diese kleine Satire wurde durch Gespräche mit Hundefachleuten inspiriert.
Profis, die da meinten, wäre der Nonsens, den gewisse Vereine hinsichtlich
zoosexueller Handlungen verbreiten nicht so augenfällig, müsste man den Zoo
wirklich als Wunderkind im Umgang mit dem Tier bezeichnen. Traurig nur, dass der
gewöhnliche Bürger, der sich in angebotene Unterschriftenlisten zur
Rekriminalisierung zoosexueller Handlungen einträgt diesen faktischen Betrug
gar nicht bemerken wird. Unerwünscht ist dies sicher nicht. Womit wir wieder
beim Tatbestand der Volksverhetzung unter Vortäuschung falscher Tatsachen
angelangt wären ...)