Die Kurzgeschichte vom Moralapostel

Es war einmal ein Apostel, der nannte sich Moral. Ein richtiger Moralapostel also.

Brechen dem Moralapostel seine ebenso fragilen wie nicht lebensfähigen, philosophischen Konstrukte beim leisesten Antippen zusammen, versucht er in Sachen zoosexueller Tier-Mensch-Interaktionen argumentativ auf die vermeintliche Unnatürlichkeit dieser Handlungen auszuweichen. Es sei unnatürlich, eine sexuelle Verbindung zum Tier zu unterhalten. Wie unnatürlich das Tier deformiert werde, zeige schon das Verhalten mancher Hunde, die in der Folge gar den paarungsbereiten Artgenossen unbeachtet lassen und den Menschen zur Triebbefriedigung bevorzugen. Dass dies vielmehr die Qualitäten des Halter bestätigt, beweist, dass aus hundlicher Sicht der artübergreifende Kontakt offenbar völlig in Ordnung ist, nicht schmerzt, sondern als überaus befriedigend betrachtet wird, übersieht Herr M. dabei geflissentlich. Diese Erkenntnis passt nicht in sein selbstgebasteltes Weltbild. Folglich klammert er sie aus seinem geistigen Horizont aus.

Der Argumentation über die vermeintliche Unnatürlichkeit artübergreifender sexueller Interaktionen, steht die Natur selbst im Wege. Die Wissenschaft hat die Keuschheit der Natur widerlegt. Dort wird in einer Intensität sexuell gesündigt, die Herrn M. glatt die Haare ausfallen lässt. In der Antike wurde lustig zoophil herumkopuliert. Religionen regeln, aber verbieten teils nicht grundsätzlich alle sexuellen Tier-Mensch-Verbindungen. Wieder bricht Herrn M. ein großes Stück Fundament unter den Füßen fort. - Was Herrn M. immer weiter in die Enge treibt.

In einem letzten Akt der Verzweiflung versteigt sich der Moralapostel dann in Beschimpfungen. Dies sei doch einfach alles Schweinekram! Sicher, muss ich ihm recht geben, unterhalte ich eine sexuelle Beziehung zu einem Schwein - soll ja vorkommen - pflege ich Schweinekram. Rein nach Definition. Doch wer unsere moderne Gesellschaft ein wenig genauer kennt, weiß, dass die Menschen untereinander weitaus mehr sexuellen Schweinekram zu treiben pflegen, als ein Schwein bereit wäre, an sich selbst in stiller Duldung zuzulassen. Wer dazu die Zooszene betrachtet, wird feststellen müssen, dass viele zoophile Verbindungen offenbar deutlich sittsamer vonstatten gehen, als es für das Paarungsverhalten des heterosexuellen Menschen kennzeichnend ist. - Und Herr M. beginnt zu kochen.

Wie das für Kurzgeschichten typisch ist, sind auch deren Akteure kurzlebig. Unser Moralapostel wird zudem argumentativ immer kurzatmiger. Schließlich kann er sich nur noch ans letzte Ufer der argumentlos gewordenen Diffamierer retten und seine weltfremde Position in den Satz verpacken: "Ihr seid doch alle krank!" Dies macht sich immer gut. Meint er doch in der für ihn typisch undifferenzierten Ausdrucksweise sicher eine Geisteskrankheit. Wer am Geist krank ist, kann nicht urteilen. Kann sich nicht selbst beurteilen. Kann sein Handeln nicht richtig einschätzen. Kann deshalb nicht argumentieren. Ein solcher Mensch muss von der fürsorglich handelnden Gesellschaft vor sich selbst geschützt werden. Notfalls gegen seinen Willen. Und vor allem muss die gesunde Gesellschaft vor seiner kranken Anwesenheit bewahrt werden. Bis zu seiner Heilung gehört ein solcher Mitmensch ausgegrenzt. Emotional. Sozial. Räumlich. Der am Geist kranke Mensch - wie das der Zoophile in seiner Abartigkeit einfach sein muss! - ist weder diskussionsfähig noch diskussionswürdig. Verteidigt er seine Position, wird er deshalb mundtot gemacht. Zur Not mit ganz unmoralischen Mitteln der Selbstjustiz. Womit die Moral endlich doch noch obsiegt hat. - Herr Moralapostel feiert seinen Erfolg.

Wiederum triumphierte er aber vorschnell. Das Märchen vom geisteskranken Zoophilen ist als gesichert widerlegt zu betrachten. Allerdings, in seiner Aussage, der zoophile Mitmensch sei völlig abartig, total abnormal, muss ich Herrn M. zustimmen. Der Zoo verhält sich wirklich nicht wie die Norm, die durch nichts anderes als die hirnlose Masse festgelegt wird. Er lebt eigene Vorstellungen. Schlägt damit aus der Art. Darf sich deshalb des Titels "unnormaler Abartiger" durchaus rühmen. Krank trifft den Sachverhalt jedoch nicht. Krankheit bedeutet "defekt". An einem Defekt leidet der Zoophile keineswegs. Defekt ist nur Herr M. selbst, da er mit einer paranoiden Besessenheit einen Personenkreis in Verruf zu bringen versucht, der ihm keinerlei Grund gegeben hat, ihn zu verachten. Weshalb es an der Zeit ist, dass Herr M. endlich sich selbst und uns allen seine eigenen massiven psychischen Störungen offen legt. Als da wären Engstirnigkeit. Intoleranz. Diskriminierung von Minderheiten. Unbeherrschter Aktionismus. Antisoziale Diffamie ... (Hier möchte ich einen Schlusspunkt setzen - es soll schließlich eine KURZgeschichte werden.)

Wie das mit den selbsternannten Aposteln so ist, fehlt ihnen oft das Rückgrat und sie werden bei geringster Belastung zum Verräter an der eigenen Sache. So steigt Herr M. eben, wenn er bei den Zoophilen seinen Frust nicht abladen konnte, kurzerhand auf die Neger um. Oder er diffamiert eben mal die Türken. Oder nehmen wir diesmal die Vegetarier? Die hatten wir doch schon so lange nicht mehr. Die Schwulen wären doch auch toll. Ach, was sage ich, die ganze Welt steht Herrn M. doch offen!

Und wenn er gar nicht mehr diffamieren kann, dann ärgert er sich noch heute (Und stirbt hoffentlich bald an seinem Magengeschwür ...). Zunge raus