Was wichtig ist

(all that matters)

Eine weitere fiktive Kurzgeschichte von Dobbin


 
Ich wundere mich, was für seltsame Gedanken ich doch habe und staune, wie leicht es mir jetzt fällt, sie zu akzeptieren.
 
Ich forsche, mit welchen Gefühlen ich diesen Gedanken, die ich immer schon immer hatte, gegenüberstand und vergleiche meine heutige Einstellung zu ihnen damit.

Es fällt mir nun leicht, mich an seltsame Szenen zu erinnern; Begebenheiten, die auch nur einzugestehen oder mich an sie zu erinnern mir seinerzeit Schuldgefühle bereitete. Dinge, die ich getan und Dinge, die ich nicht getan habe sind jetzt keine Bedrohung mehr.

Ich liege nackt und schweißgebadet im dunklen Stall, das Stroh piekt, und die Spuren der Befriedigung des Hengstes kleben noch auf meiner Haut.

Ich rase entfesselt durch den Wald, breche durch den Farn und wälze mich im Laub. Der Hund und ich feiern das Leben im Kreis eines Sonnenstrahles. Wir heulen gemeinsam, spielen Kämpfen und Beißen. Wir sind Freunde.

Ich bebe, ich bin entrückt, ich sehe in die Augen der Stute. In diese Augen, die das ganze Universum in sich zu tragen scheinen. Ich sage ihr "Ich liebe Dich", wir küssen uns, und in diesem Kuß liegt alle Leidenschaft meines Herzens.

Ich denke an die seltsamen Phantasien, die ich nicht verwirklicht habe. Ich kann nun alles tun, mit meiner Liebe, meiner Ehrlichkeit, meiner Freundschaft, meiner zärtlichen Sorge. Nichts, für das ich jetzt frei bin, kann schändlich sein.

Ich lasse mich ganz fallen. Nie mehr muß ich jeden Gedanken kontrollieren, jede Wahrheit verbergen. Für einen kurzen Augenblick bricht der Mond durch die Wolken, und ich rufe es den vier Winden zu, verkündige dem schweigenden Moor: "Ich LEBE!"

Ich vertraue jemandem an, daß ich ihr Freund bin. Freudig analysiere ich den innersten Kern meiner Seele, teile rückhaltlos meine verborgensten Geheimnisse. Die Qual verebbt.

Ich sorge mich nicht mehr, was Andere von mir halten mögen. Ich tue nichts und niemandem etwas Böses...und nur darauf kommt es an.


© Dobbin, June '97

(ziemlich frei) übersetzt von Michael