Geister

Eine Geschichte aus Scoutworld.


Mir wurde gesagt, daß nur schwache Menschen das tun was ich vorhabe zu tun. Nur Menschen die nicht mit der Wahrheit umgehen können.

Ich bin nicht schwächlich. Ich bin stark, meine Liebe ist eine Stärke mit der ich die Sterne stützen könnte. Ich kann mit der Wahrheit umgehen, verstehen wie die Dinge sind. Ich spüre einfach, daß dies der einzige Weg ist.

Wie kann ich nur ohne sie leben?

Ich kann es nicht.

Und so schreite ich voran...

Als ich hinabstürze, durchläuft mein ganzes Leben das innere Auge meines Geistes... so lebendig, kristallklar.

Während ich falle, empfinde ich plötzlich soetwas wie eine merkwürdige Euphorie. Auf eine Weise beruhigt es mich zu wissen, daß ich in diesem letzten Moment zum letzten Mal meiner Schmerzen erleichtert werde. Nie, niemals wieder.

Es tut so weh. Diese lebhaften Erinnerungen schmerzen so sehr. Die Felsen unter mir erscheinen mir wie ihre sanfte Berührung...

All das sehe ich in meinem Geist. Sie hätte die Brücke als erste überqueren sollen.

Ich sehe sie, dort, auf der Brücke. Die Dunkelheit vor mir ballt sich zwischen den Bäumen zusammen; Deckung, Sicherheit, Zuflucht. Aber sie ist noch immer auf der Brücke.

Wo bleibt die gottverdammte Verstärkung?

Ich nehme das Glitzern eines Nachtsichtgerätes aus dem Laubwerk auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht war. Ich reiße meine Waffe hoch um zu feuern, ich rufe "Cloud! Paß auf!"

zu spät.

Oh Gott, oh mein Gott! Im Geiste wird mir plötzlich alles so furchtbar klar...

Noch während ich falle rufe ich ihr zu, "folge mir nicht!".

Ich sehe das Mündungsfeuer, höre das Krachen, sehe den Einschlag. Eine Salve Blei bohrt sich durch ihr Genick. Gellend ihr Aufschrei.

Und sie fällt.

Oh Gott, nein.

Wieder blitzt dieses Bild durch meinen Geist, und ich schreie. Ich schreie nicht wegen des Sturzes, nicht wegen der Angst vor dem Tod. Ich schreie... ich schreie vor Schuld.

Ich schreie mit dem letzten Atemzug, schreie meine Schuld, meine Wut, meinen Verlust hinaus.

Eine letzte langezogene Sekunde vor dem Aufprall.

Ich schließe meine Augen, das wars...

Was?

Bin ich tot?

Ich fühle... oh Gott, ich fühle ihre Gegenwart, ihren sanften Atem in meinem Nacken. Sicherlich bin ich tot.

Ich spüre Wärme und Geborgenheit, gehalten in einer Umarmung meiner wunderschönen Stute. Ich greife nach ihr, halte sie, presse mein Gesicht in ihre Mähne und weine. Fühlt sich so der Tod an?

Und so öffne ich schließlich meine Augen.

Ich stehe inmitten der Felsen, den gewaltigen Klippen die über mir emporragen und gleißendes Sonnenlicht strömt in die Felsenschlucht hinab.

Es ist keine einzige lebende Seele in irgendeiner Richtung auszumachen. Niemand, kein Pferd, kein Mensch. Nur dieses einsame Tal, und ich.

Aber ich weiß jetzt, daß ich niemals wirklich -alleine- sein werde.

Ich lasse all meine Schuld, meine Wut, meine Sorgen, meine Tränen zurück und beginne die lange Wanderung zurück zum Lager der Scouts.

Zurück ins Leben.

Und ich bete zu ihr, durch mein noch immer ungebrochenes Band:

"Cloud, höre niemals auf, mir zu folgen"